... eine Reise in die Vergangenheit.

Ein Flehrl hat unsere ehemaligen Nürnberger Ausbildungsstätten und Wohnheime für Fernmeldelehrlinge fotografiert und eine Dokumentation über ihren derzeitigen Zustand erstellt.

Vielen Dank an Rainer Eck

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Kein Ausbilder, Berufsschullehrer (nicht einmal Dr. Dr. S.) oder Werkstück prägte unsere Ausbildung so stark, wie das U-Eisen.

U-Eisen-1942Groß war die Euphorie, wie jeder „sein“ U-Eisen das erste Mal in den Händen hielt. Eigentlich war es nichts anderes, als ein angerostetes Stück Eisen. Vom Ausbilder mit der elektrischen Eisensäge aus einem langen Stück in viele gleich große Stücke gesägt.

Die erste Aufgabe bestand darin, das Werkstück auf ein bestimmtes Maß zu bringen. Die meisten Jungs hatten noch nie eine Feile in der Hand gehabt, geschweige denn damit gearbeitet. Schnell stellten sich die ersten Blasen ein. Die Begeisterung verflog schnell in den ersten Wochen der Lehrzeit. Das Stück Eisen mutierte fast zu einem Gegner, der das Arbeitsleben eines Lehrlings unnötig schwer machte. Einige glaubten sogar, dass das U-Eisen feilen eine Erfindung der LW in der Preißlerstraße war, um die Lehrlinge zu triezen.

Doch dass hier System dahinter stand, erahnte keiner.

Bereits Anfang der 40er Jahre begann die Überlegung im Reichspostzentralamt über eine sinnvolle Ausbildung der Fernmeldelehrlinge. Die Ideologie der Nazis „Eisen erzieht“ wurde hierbei widerspruchslos übernommen. Für das U-Eisen sprach, dass das Werkstück eine übermäßig lange Arbeitszeit erforderte.

Der Reichspostminister stimmte dem Vorschlag zu. Es wurden daraufhin 1942 in einer Verfügung Werkstückzeichnungen veröffentlich, die für alle Lehrwerkstätten bindend waren.

Gefühlte 40 Wochen waren die Flehrl in der Preißlerstraße mit dem U-Eisen beschäftigt. So viele Wochen waren es natürlich nicht, betrug die ganze Werkstoffbearbeitung in den 60er Jahren nur 26 Wochen. Aber doch eine lange Zeit. Jedes Mal wenn eine Aufgabe bearbeitet war, kam schon die Nächste. Als endlich das Feilen am U-Eisen beendet war, mussten Löcher gebohrt und anschließend ein Gewinde geschnitten werden. Zuletzt noch einen Rundzapfen und Vierkant einpassen.

Dann war es endlich geschafft und die Lehrlinge durften sich an anderen Werkstücken versuchen.

Auch wenn diese handwerklichen Tätigkeiten in der späteren Ausübung des Berufs eines Fernmeldehandwerkers fast nicht mehr zur Anwendung kamen, hatten wir doch viel fürs „Leben“ gelernt. Manch einer nutze die erlernten Fähigkeiten privat. Viele erst im Ruhestand, sie hatten ja jetzt Zeit.

Der Schriftverkehr mit den Werkstückzeichnungen zum Download

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