Nicht nur „rot – grün – grau – gelb – weiß“ und andere Farb-Codierungen der Fernmelderei lernten wir, sondern auch die Grundzüge der Farbenlehre in der Verwaltung. Schwarz unterschrieb das Fußvolk bis hin zum ganz normalen Stellenvorsteher und blau der fast schon gottgleiche Abteiler. Die grüne Unterschrift des Amtsvorstehers oder die rote von seinem Vertreter kriegten wir kaum zu sehen.
Unser Stellenvorsteher Ab, der Herr H., der nahm auch immer gern den blauen Stift, weil ja jeder bei „Ab“ von der Ausbildungsabteilung sprach und er sich gern im Glanz eines großmächtigen Abteilungsleiter sonnte. War er aber nicht, denn Ab war zu unserer Zeit verwaltungsmäßig nichts weiter als eine zwar sehr große, aber doch nur untergeordnete Dienststelle und keine eigenständige Abteilung. Hinter den Kulissen führten die Organisations- und Verwaltungpäpste von Fernmeldeamt und OPD einen jahrelangen, vergeblichen Kampf gegen diese eigenmächtige Standeserhöhung.
Eine andere nicht unwichtige Farbenlehre gab es bei der Berufskleidung; damals waren ja noch Arbeitsmäntel „in“ (wo sind die eigentlich abgeblieben?). Es galt das ungeschriebene, aber heilige Gesetz: Der gehobene Dienst, vor allem der Ingenieur und gehobene Lehrbeamte, trägt weiß, und alles andere trägt grau, auch der Lehrbeamte aus dem mittleren Dienst.
Nun gab es aber einen unvergessenen mittleren Lehrbeamten, der sich da gerne etwas herausheben wollte. Der trug pflicht- und standesgemäß natürlich einen grauen Kittel – aber in einem seeehr seeehr hellen Grau. Wer den errät, der darf beim nächsten 67er-Stammtisch einen ausgeben.

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