Wir hatten techn. Zeichnen und alle saßen mucksmäuschenstill hinter ihren Reißbrettern. Ich weiß nicht mehr was wir zeichneten, vielleicht den Haschlumo und den Neschlumo. (Haupt- und Nebenschlussmotor) Dr. S. redete und diktierte meist in vielen oft spaßigen Abkürzungen, die nur uns als Eingeweihte verständlich waren, oder auch nicht--!
Wir zeichneten mit Bleistift vor, dann zogen wir alles mit der tuschegefüllten Reißfeder und dem Zirkel nach.

In die allgemeine Stille hinein sagte Dr.S.:“ Wer fertig ist, kann gehen“!
Ein leises Murmeln ging nun durch die Reihen, kannten wir doch unseren Lehrer mit seinen Tricks und Späßchen und wir zweifelten, ob wir das nun glauben sollten, oder nicht. Jedenfalls bemühten sich einige, unter dieser Vorhersage etwas schneller zu arbeiten.
Nachdem die Zeichnung fertig war, mussten die Bleistiftstriche wegradiert werden. Das Blatt war dann voll mit Gummikrümelchen. Anschließend legten wir dann ein leeres Blatt darüber und verrieben alles gleichmäßig, die Krümel wurden dann weggeblasen. Fertig war die Zeichnung!
Nun kam es zu der Frage, wer traut sich als Erster zum Pult zu gehen, um sein Werk vorzuzeigen? Wir sahen uns alle von der Seite an, dann nahm doch einer seinen ganzen Mut zusammen und ging zum Pult.
Es kam, wie es kommen musste, Dr. S. nahm sein größtes Vergrößerungsglas und sah sich das Blatt ganz genau an. „Aha", sagte er, "du Ferkel wagst es mit so einen schmutzigen Blatt zu mir zu kommen“! Der erschrockene Lehrling fragte dann auch noch: „ Wo“???. Darauf zeigte ihn unser Dr.S. durch die große Lupe einen winzigen Radierkrümel, nahm seinen dicksten Bleistift in die Faust und fuhr immer wieder um den kleinen Krümel im Kreis herum, bis das Blatt verschmiert war.
„Nimm dein Blatt und setz dich“! Nun hatte der arme Kerl den Salat, denn das Geschmiere wegzukriegen war schwierig und nach Hause gehen durfte er natürlich auch nicht.
Nun traute sich keiner mehr, sein Werk vorzuzeigen und wir blieben alle brav sitzen bis die Stunde zu Ende war.


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