FlehrlDieses Werk stammt von einem unbekannten karikaturistisch begabten Künstler.
Die Beweggründe dieses unbekannten Künstler werden wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
Sollte er vielleicht schlechte Noten bekommen haben und sich dadurch zu dieser Zeichnung inspiriert hat?
Vielleicht hatte er auch nur ein Gespür für die Tatsachen der damaligen Zeit.
Die Werkstattleiter standen damals aus Sicht eines einfachen Lehrlings schon sehr weit oben. Auch wenn sie "nur" einen grauen Arbeitsmantel tragen durften. Sie hatten immerhin die Macht einen langhaarigen Flehrl zum Friseur zu schicken. Oder kam er pitschnass zu Hause an, nach getaner Arbeit am Masten bei Novemberregen. Während sich der Ausbilder im Dienst-Kfz vor dem Regen in Sicherheit brachte und der Werkstattleiter sich seinen Kaffee in der warmen Kantine schmecken ließ.
Gerne hätten viele Generation von Lehrlingen diese Zeichnung im Wochenbericht veröffentlicht, anstatt diese endlosen Stromlaufpläne bzw. Werkstück Zeichnungen.
Ob dieses Talent, seine Gabe für den Blick aufs Wesentliche, den Unbekannten hilfreich war für seine Karriere bei der DBP? Eventuell wurde er selber Führungskraft und hat nur die Sonnenseiten des Arbeitslebens genossen.

Wir werden es nie erfahren.

drägerWie jedes Jahr, wenn der katholische Feiertag Fronleichnam mit seiner Prozession näher rückt, fallen mir die Ausbilder B. und L. ein, die uns in Schweinau den „ui-Fernmeldebau“ nähergebracht haben.
Am katholischen Fronleichnamstag galt ja im protestantischen Nürnberg: der Vormittag ist für katholische Lehrlinge auf Wunsch frei zum Kirchgang und zur Teilnahme an der Fronleichnamsprozession.
Nun wurden beim ui-F-Bau aber nicht nur Azk gesetzt, Kabelschächte gemauert, und Kabel einziehen geübt, sondern auch der Umgang mit dem Dräger-Gasspürgerät gelehrt, mit welchem nach UV FBau vor jedem Betreten eines Schachtes die Luftreinheit geprüft werden musste.

Die Herren B. und L. hatten dafür aber auch noch eine andere Anwendung entdeckt. So hieß es also, wenn der brave christliche Lehrling vom Kirchgang zurückkam „so, jetzt erstmal kräftig ins Gas-Spür-Röhrchen reinblasen“ Der Kommentar dazu: „Na, in deiner Kirche hat der Pfarrer bestimmt Prost gesagt statt Amen“. B. und L. stellten somit nicht nur zielsicher fest, dass man wieder mal den Kirchgang zu einer ganz individuellen Prozession ausgenutzt hatte, meist mit dem Ziel Gasthaus Nunnenbeck, Marientorzwinger oder Bahnhofswirtschaft. Sie konnten, wenn sie gut drauf waren (wie eigentlich immer) angeblich an der Röhrchen-Verfärbung auch genau erkennen "Aha, a ganze Maß Tucher-Siechen" oder "Aha, des woar a Lederer, obber blous a schnells Seidla hads dir ned gschmeckd oder woars zu deier, oder hams dir Bürschla ned mehr gebn?"

Wahrscheinlich sprach aus den beiden aber nur der blanke Neid, denn sie als Vorbilderkonnten und durften ja nicht. Jedenfalls hatte zumindest bei mir das Fronleichnamsfest keine negative Nachwirkung bei der Führungs-Note im Wochenbericht. Da stand halt wie sonst auch ein Dreier oder ein Vierer, nix Schlimmeres.

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