Wir hatten große schwere Rollen Kupferdraht geladen und mussten diese von der Straße aus auf die hohe und steile Bahnböschung hinaufschaffen. Als die Rollen dann neben den Schienen lagen, hob ich eine Rolle an, um sie auf die Haspel zu kippen. Dabei kam mir die Rolle aus und sauste über die Böschung hinunter, sprang über die Straße und rollte in die danebenfließende Pegnitz.
Ich war sehr erschrocken und traute mich kaum zu unseren Ausbilder zu gehen, um das zu berichten. Kupfer war zu dieser Zeit sehr teuer. Nun wurde ich mit einem langen Haken zum Ufer geschickt, mit der Anweisung, mich nicht eher wieder sehen zu lassen, bis ich die schwere Rolle gefunden habe.

Ich stocherte stundenlang vom Ufer aus in dem schnell fließenden Wasser, das ausgerechnet zu dieser Zeit auch noch hoch stand. Verzweifelt machte ich mich schon mit dem Gedanken vertraut, in das kalte, tiefe Wasser zu müssen, als mein Krakelhaken endlich an etwas hängen blieb. Ich jubelte und rief: „Kommt und helft mir“!
Mit vereinten Kräften zogen wir dann am Haken und tatsächlich tauchte meine Drahtrolle auf. (Es hätte ja auch ein altes Fahrrad sein können). Mir fiel ein Stein vom Herzen, ich hatte mir das kalte Bad gespart. Immer wenn ich seitdem an dieser Stelle vorbeifahre muß ich daran denken. Aber es war doch eine schöne Zeit, dort in dieser schönen Gegend, bei guten Wetter, an der Freileitung zu arbeiten.

 

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