duschenMitte der 60er Jahre waren Badezimmer hierzulande noch keine Selbstverständlichkeit, deswegen nahm die Post ihre soziale und hygienische Verantwortung sehr ernst und schickte uns Stiften (jetzt AzuBi´s) jeden Freitag zum Duschen in den Keller.
Wir sollten den Staub und Schweiß einer harten Arbeitswoche gründlich entfernen damit, wenn wir am Wochenende in die Kneipen und Tanzlokale einfielen, durch unsere Körperausdünstungen das Ansehen der Deutschen Bundespost nicht beschädigt wurde.
Da bei vielen sexuelle Aufklärung nie stattgefunden hatte, ja damals sogar verpönt war und Oswald Kolle noch ein kärgliches Leben als Journalist fristete, hatten viele Jungs Probleme (Stichwort: Schamgefühl) mit der gemeinsamen Dusche unter "Männern".
Um das Problem zu umgehen entwickelten die findigen Fernmeldelehrlinge sogenannte "Duschstrategien".
Einige sind beim Ruf: "ab zum Duschen" wie ein Blitz in den Keller gerannt und als die Restmeute erschien waren sie bereits geschniegelt und gestriegelt, manchmal waren sogar die Haare noch trocken.
Andere haben in Unterhose geduscht, mit dem Vorteil, dass sie immer eine saubere Unterhose nach Hause gebracht haben.
Die Schüchternen mussten sich jedoch mehr auf den Sitz ihre Unterhose als aufs Duschen konzentrieren, damit der "Keuschheitsgürtel" nicht durch einen gemeinen Attentäter herunter gezogen und die blanke Männlichkeit für jedermann sichtbar wurde.
Diese Jungs hatten jedoch immer eine Hand zu wenig, eine hielt den Waschlappen und die andere die Unterhose fest. Deshalb konnte man ihnen bequem und ohne Gegenwehr das Warmwasser abdrehen. Die Folge war, dass die Unterhose eigentlich nichts nennenswertes mehr zu verbergen hatte.
Als Vorbereitung auf den künftigen Militärdienst fanden auch Kriegshandlungen statt, dabei wurden jede Menge Seifenbomben geworfen, man brauchte viel Geschick und Reaktionsvermögen um den Querschlägern auszuweichen, was leider nicht immer gelang.
Mit der Zeit haben sich aber alle ans gemeinsame Duschen gewöhnt und die Unterhosen wurden zu Hause gewaschen. Soweit bekannt sind keine größeren körperlichen oder geistigen Schäden entstanden.

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