Dr. Dr. S. und der Betrug mit den Theaterkarten
Geschrieben von Super UserGanz viele schöne Erinnerungen verbinden sich mit dem unvergesslichen Dr. Dr. S., und eine sehr typische Geschichte ist die vom Betrug mit den Theaterkarten.
Bei den Städtischen Bühnen gab es damals die „Schulplatzmiete“, ein Theaterabo für Lehrlinge und Schüler, und unser Doktor hatte für die komplette Berufsschule I die Verwaltung und Verteilung der Eintrittskarten übernommen.
Die Theaterplätze waren total unterschiedlich, es konnte „Erste Reihe“ oder Luxus-Loge sein, aber auch ein unbequemer Billigplatz im vierten Rang vom Opernhaus. Damit es bei der Verteilung einigermaßen gerecht zuging, verloste der Doktor die Karten; er legte sie mit dem Rücken nach oben auf den Tisch und man musste sich blind irgendeine ziehen.
Mein Freund B. und ich wollten aber a) nebeneinander sitzen und b) auf einem guten Platz. Also guckten wir in der Pause heimlich in den Lehrerschreibtisch, suchten uns „unsere“ Karten heraus und markierten sie mit einem kleinen Kreuzchen auf der Rückseite. Und machten dann die Verlosung besonders spannend „ … ich nehm die, nein lieber doch die, oder doch besser die da …“. Bis der Doktor die Geduld verlor und wir endlich mit unseren markierten Karten abzogen.
Das ging lange gut, bis uns einmal der Teufel ritt. Ganz unschuldig fragten wir „Herr Doktor, was bedeuten denn eigentlich die kleinen Kreuzchen auf manchen Karten?“ Ein Blick von ihm genügte – er hatte uns natürlich sofort durchschaut und sein diabolisches Grinsen verhieß baldige Rache.
Meine Bestrafung kriegte ich noch am gleichen Tag, das ist aber eine ganz andere Geschichte.
Fortsetzung folgt.
Dem Doktor machten solche Streiche sichtlich Spaß. Er war da auch nicht böse und wir konnten unsere Kreuzchen weiterhin machen. Und wenn er sich selbst auch mal einen Theaterabend gönnte und wir ihn im Opernhaus trafen, wurden wir nach wie vor seiner Frau als die allerbesten und hoffnungsvollsten Schüler vorgestellt und kriegten in der Pause ein Bier ausgegeben.
Die Schulplatzmiete konnten wir übrigens nicht nur über die Berufsschule „buchen“, sondern auch über die Post, und außerdem gab es auch noch oft Restkarten für unser Städt. Jugendwohnheim. Mein Freund B. und ich nahmen alles was wir kriegen konnten und galten darum als kulturell sehr interessiert. Wichtiger war uns aber, dass es bei einem Theaterabend ja zwangsläufig den Hausschlüssel und damit „fast“ unbegrenzten Ausgang geben musste. Ich weiß nicht, wie oft ich so Schmonzetten wie „Gräfin Maritza“ oder „Hello Dolly“ gesehen habe. Meist aber nur den ersten Akt, und dann (mit einem kleinen Umweg durch das nächtliche Rotlichtviertel) ab ins „Nunnenbeck“.