Die allererste Lehrlings-Vergütung gab es Ende August 1967. Beim Heimbewohner waren das stolze 29,23 DM, bei den Nürnbergern nicht viel mehr, und die Taler wurden bar ausbezahlt. Nach dem Motto „Gespart muss werden, egal wie viel es kostet“ bekamen alle 180 Lehrlinge je zwei Straßenbahnfahrkarten, um zum Geldabholen ins FA 2 und zurück zu fahren. „Dienstgang“ hieß das amtlich.

Dann aber bekamen alle ihr Gehaltskonto beim Postscheckamt. Jetzt wurde die Gage überwiesen und wir kriegten für unsere Finanz-Transaktionen ein echtes Scheckbuch und für jede kleinste Bewegung auf dem Konto einen richtigen Brief mit Kontoauszug. Genau wie Onassis, nur mit anderen Zahlen vor dem Komma. Der Onassis durfte sein Konto wahrscheinlich auch überziehen, wir aber (bei Androhung allerhöchster Bestrafungen) nicht um einen einzigen Pfennig.
Wir mussten vom Geldabheben bis zum Geldausgeben alles genau durchplanen. Abheben ging nur mit Scheck und Dienstausweis und nur bei Kassen, bei denen man hochoffiziell angemeldet war. Abends oder am Wochenende, wenn die sündhaften Verlockungen der Weltstadt Nürnberg vielleicht eine gewisse spontane Bargeld-Liquidität erfordert hätten, musste man so manche Gelegenheit mangels Masse sausen lassen und brav nach Hause gehen. EC-Karte oder gar Geldautomat waren ja noch lange nicht erfunden, es galt „Nur Bares ist Wahres“ und die Mädels hielten sich eben lieber an die pekuniär potenten Jungs.
Und Ausgeben ging halt nur in engen Grenzen und war meist schnell erledigt. Beispiel: DM 48,14 kamen am 26. September 1967 aufs Konto, davon wurden am 29. September vorsichtshalber gleich mal 48 DM abgehoben und sinnvoll angelegt. Ein paar Schachteln Stuyvesant (12 Stück für 1 DM), ein paar Bierchen im Nunnenbeck (70 Pfennig die Halbe). Dann war ja auch gerade die „Sergeant Pepper“ von den Beatles ziemlich frisch herausgekommen (18 DM, die musste man bis Weihnachten mühsam zusammensparen). Und für die Straßenbahn (4 Mark die Woche) musste auch was eingeplant werden. Der Rest ging dann für unnötigen Plunder wie Rotring-Tusche, Normschrift-Schablonen oder das „Handbuch für den FLehrl“ drauf. Und für die schweineteuren Limo- und Hanuta-Preise in der Preißlerstraßen-Kantine.

Vielleicht war das alles aber ganz gut so. Denn natürlich waren auch bei uns die Wünsche meist größer als der Geldbeutel - wir konnten aber immer nur das ausgeben, was wir hatten. Und wurden darum nicht, wie so mancher Jugendlicher heute, in irgendwelche Schuldenfallen getrieben.

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