Lehrjahr 1967 - 1971
Einleitung
Die 67er stellen sich vor
Die Deutsche Bund
Eingestellt wurden zum 16. August 1967 nur Jungen
da Mädchen damals in den technischen Berufen noch verpönt waren.
Die 3 ½ jährige Ausbildung sollte dann mit der Abschlussprüfung zum Fernmeldehandwerker enden.
Doch bis dahin lag noch ein langer und beschwerlicher
Weg vor den jungen Männern.
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1. LJ.
Am 16. August 1967 begann für 178 Jungen im Alter von 14 -15 Jahren ein neuer Lebensabschnitt.
Die 29 Wochen Werkstoffbearbeitung war eine sehr lange und harte Zeit für die Fernmeldelehrlinge. Von den 29 Wochen verging anfangs viel Zeit für das so genannte U-Eisen.Aus dem Rohmaterial, das natürlich viel zu groß war, musste erstmal ordentlich was weg. Mit der Schruppfeile fielen dann 1/10 für 1/10 Millimeter in Form von Eisenfeilspänen zu Boden. Mit den Spänen auch so mancher Schweißtropfen, so eine Lehre ist doch anstrengender als die Schule.Nicht nur das Maß, nein auch der Winkel von 90 Grad musste stimmen. Da gab es so manchen Anpfiff vom Ausbilder. In das U-Eisen wurden dann auch noch Löcher gebohrt und Gewinde geschnitten.Die weiteren Lehrstücke die in der LW unter Schweiß entstanden waren z. B. Schlosser-hammer, Sechskant-Senklot, Körner. Manche hatten schon an sich gezweifelt, ob sie auch den richtigen Beruf erlernten. Doch jede Mühe hat auch irgendwann ein Ende.
Gegen Ende des ersten Lehrjahres wurde dann von den Jungs das Löten erlernt. Flussmittel, Lötzinn, Benetzungskegel, verzinnen, all diese Begriffe wurden ihnen im theoretischen Unterricht näher gebracht, bevor es an die praktischen Übungen ging.Auch hier galt der Spruch: "Übung macht den Meister" Apropos Sinnspruch, selbstverständlich musste auch jede Woche das Berichtsheft geschrieben werden. In Normschrift im 75 Grad Winkel versteht sich.Als Überschrift immer ein mehr oder weniger sinniger Spruch.Das erste Lehrjahr ging dann auch langsam zu Ende.
Gerd M.
Werkstücke
U-Eisen, Schwalbenschwanz, Schlosserhammer und noch weitere Werkstücke die im 1. Lehrjahr gefertigt wurden. Viele haben sie bestimmt als Erinnerung aufgehoben. Wie aus unbestätigten Quellen zu erfahren ist, konnten aber auch einige ehemalige Fernmelde-lehrlinge nicht verhindern, daß der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat.
Viele, viele Schweißperlen tropften damals in der LW auf das Eisen und so blieb nicht aus, daß der Rost sie zerfressen hat.
So scheinbar nicht bei Gerhard S.,
denn wie auf den Bildern zu sehen ist, sind die Werkstücke in tadellosem Zustand. Einige wiederum haben sie allerdings auch in den berühmten "Rundordner" entsorgt. Auch Gerd M., mit dem 90 Grad Winkel hatte er so seine Probleme. Seine Schwalben-schwanz-Passung zum Beispiel hätte jede Schwalbe beleidigt.
Sonstiges
- 178 Lehrlinge in 14 Gruppen
- 90 x 1,5 Std - Unterricht
- 11 Aufsichtsarbeiten
- 45 x 3 Std - Dienstsport
- 45 x 0,5 Std - Unfallverhütung
- 36 Tage Berufsschule
- 2 Jugendpflegefahrten und 1 Lehrlingssportfest
1.Lehrjahr vom 16.08.1967 bis 02.08.1968
2. LJ.
Nun wurde es schon spannender. Die 140 verbliebenen Jungs (die Würzburger hatten jetzt eine eigene BBi) konnten nun auch einen Bezug zur Fernmelderei herstellen. Bevor sie allerdings auf die Menschheit sprich Teilnehmer (Kunden gab's damals noch nicht) losgelassen wurden, übten sie die Tätigkeiten in der Lehrwerkstatt.
Flachbau - Löterschule:
beim Ausbilder R., genannt Heiner.
Hier lernten sie das Kabelspleißen und Muffen löten.
Für das richtigen zählen der Erdkabel gab es auch einen Spruch:
"Ist der Spleißer noch so dumm, Amt im Rücken rechts herum" Der Spruch prägte für’s Leben. Waren die Kabel dann gespleißt, mussten sie noch mittels einer Bleimuffe vor Wasser geschützt werden.
Flachbau - Sprechstellenbau:
beim Ausbilder H., auch Spion genannt.
Er versteckte sich allzu gerne im Schrank. An Übungsbrettern konnte das richtige verlegen der Innenkabel geübt und gelernt werden. Schön immer im rechten Winkel, auch die Schellenabstände immer auf den Zentimeter genau. Das richtige zählen der Innenkabel wurde einem so eingebläut, dass man die richtige Reihenfolge der Farben, "Blau, Gelb, Grün, Braun, Schwarz" sein ganzes Leben nicht mehr vergisst. Die richtige Beschaltung der Telefondose, wie ADo 8 bzw. SVDo, gehörte auch dazu.
Außengelände Schweinau:
beim Ausbilder ????????. Da wurde richtig Kabelschächte gemauert und Kabelkanäle mittels Formsteinen hergestellt.
Ebenfalls in Schweinau, war das Übungsgelände für den Oberirdischen Linienbau. Aber zuerst war das Üben des Mastensteigens angesagt. Es machte Spaß, zumindest für einen Teil der Jungs, für den anderen Teil weniger. So ein Mast ist schon ganz schön hoch, zumindest wenn man oben ist. Festklammern konnte man sich nicht, es wurden ja beide Hände zum Arbeiten benötigt.
So gut vorbereitet begann der Außendienst, eigentlich die schönste Zeit der Lehre.
Bautruppführer war Herr Grätz. Immer mit Hut, auch bei den Teilnehmern.
"Guten Tag mein Name ist Grätz von der Deutschen Bundespost, wo kann ich meinen Hut hinhängen?"
Dies war immer sein Spruch. In der Stuckstraße waren alle Lehrlingsbautrupps stationiert. Morgens ging es dann los, Aufträge im gesamten Ortsnetz Nürnberg/Fürth zu erledigen.
Sonstiges
- 140 Lehrlinge in 12 Gruppen
- 86 x 1,5 Std - Unterricht
- 9 Aufsichtsarbeiten
- 20 x 0,5 Std - Unfallverhütung
- 37 x 3 Std - Dienstsport
- 39 Tage Berufsschule
- 1 Jugendpflegefahrt, 1 Lehrlingssportfest, 3 Tage Erste Hilfe Kurs
2.Lehrjahr vom 26.08.1968 bis 01.08.1969
3. LJ.
Im 3. Lehrjahr wurde es richtig technisch.
Zurück vom Außendienst, ging es wieder in die
Lehrwerkstatt in der Preißlerstraße. Es begann mit Stromlauf lesen. Jeder einzelne Kontakt wurde durchgesprochen. Welches Relais zieht wann und warum bzw. wodurch an. Dann schließt der xy-Kontakt, dadurch zieht yz-Relais an usw. usw. Es begann alles ganz harmlos mit dem W 48, ging über den FeApp 611, 612er bis zum 616er. Weiter ging es mit kleinen Wählanlagen: Vermittlungseinrichtung Handbedient 104, W 1/1 und W1/2. Da waren schon einige Relais eingebaut. Auch das Binden von Kabelbäumen wurde gelehrt. Bis so eine W 1/1 verdrahtet war, vergingen schon ein paar Tage und dann noch die Fehlersuche. Ein Draht wurde bestimmt vergessen. Reihenanlagen waren damals auch sehr verbreitet. Auch das mußten die Fernmeldelehrlinge lernen. Hier gab es keine Relais, es wurden zwischen den Reihenapparaten dicke Kabel verlegt. Im Apparat selber befanden sich unzählige Kontakte. Störungssuche im W48 stand ebenso auf dem Stoffplan. Von den Ausbildern wurde mit Klebstoff die eine oder andere „Störung“ eingebaut. Mit dem Kopfhörer ging es dann auf Störungssuche.
Auch das Schichten von Relais wollte gelernt werden. Bei der Vermittlungstechnik kamen dann die Wähler auf’s Tablett. Hebdrehwähler und EMD Wähler wurden auseinander und wieder zusammengebaut. Schließlich funktionierte das gesamte Telefonnetz der Deutschen Bundespost noch mechanisch. Da waren noch Handwerker gefragt. Wie auch in den anderen Lehrjahren wurden wöchentlich Unterrichte gehalten. Fachkunde, Physik, Fachrechnen waren so die Themen.
Bei Fachkunde fällt einem sofort wieder der Spruch: "Die Tür geht auf ein Bauch schaut rein, das kann doch nur der Pechl sein" ein.
Mitte des 3. Lehrjahres wurde die Ausbildung auf 3 Jahre verkürzt.
Per Antrag konnte man die Prüfung dann schon im Juli 1970 ablegen.
Was auch viele der FLehrlinge getan haben.
Am 10.07.70 endete mit der Werkzeugübergabe der praktische Teil
der Lehre und der 31.07.70 war mit der Freisprechungsfeier unser letzter Arbeitstag als Fernmeldelehrling.
Sonstiges
140 Lehrlinge in 12 Gruppen
84 x 1,5 Std - Unterricht
4 Aufsichtsarbeiten
17 Kenntnisprüfungen
34 x 3 Std - Dienstsport
34 Tage Berufsschule
1 Jugendpflegefahrt (3tägig)
3. Lehrjahr vom 25.08.1969 bis 31.07.1970
Ablauf der Handwerkerprüfung
- 121 Lehrlinge
- 07.07. schriftliche Prüfungen
- 13.07.-22.07. praktische Prüfungen in:
- - Werkstoffbearbeitung
- - Schalttechnik
- - Sprechstellenbau
- - Leitungsbau
- - Entstörung
- 23.07.-29.07. mündliche Prüfungen
- 30.07. Bekanntgabe der Ergebnisse
- 31.07. Freisprechungsfeier
Offizielle Lehrzeit von 16.08.67 bis 14.08.70
Treffen '07
Treffen 2007
Das erste Treffen nach 40 Jahren
trafen sich am 29. April 2007
Danke dass ihr so zahlreich erschienen seit.
Es war ein gelungenes Treffen
Die "Nürnberger" hatten hier ein Heimspiel, wieder andere hatten mit 200 km doch eine längere Anreise. Ob aus dem Altmühltal oder dem nördlichsten Zipfel von Bayern, es wurden alle Strapazen auf sich genommen um dabei zu sein. Viele Erlebnisse aus unserer Lehrzeit wurden wieder mal zum besten gegeben.
Die Gaststätte Rosenhof in Nürnberg bot einen schönen Rahmen für das Treffen. Fast wäre der Saal zu klein gewesen. Die Veranstalter hatten nicht mit so vielen Teilnehmern gerechnet.
Nachdem Seppi alle recht herzlich willkommen hieß, erhöhte sich der Geräuschpegel von Minute zu Minute bei Kaffee und Kuchen. Weißt du noch...., kannst du doch noch erinnern...., der XY hat damals......., usw. usw.
Ein beliebtes Thema waren natürlich unsere Ausbilder bzw. Lehrlingstretzer (Urfränkisch). An unseren Schmied, auch einfach Späthe genannt, konnte sich natürlich jeder erinnern. Der Heiner Rothenbucher aus der Löterschule oder Loni Steingruber unser Unterrichtsbeamte in Schweinau.
Einige von uns hatten sich ja überhaupt nicht verändert, manche dagegen schon (natürlich zum positiven). Da musste man schon nachfragen: "Wer bist Du"? Ach ja, schon war die Erinnerung wieder da.
Eine nicht gerade kleine Anzahl von uns sind schon im verdienten Vorruhe- stand, viele werden bestimmt in den nächsten Monaten noch folgen. Auch zu anderen Unternehmen hat es einige verschlagen. Der Wettergott hatte mit uns ein Einsehen und so lachte den ganzen Tag die Sonne. Kein Problem im Rosenhof, so zogen viele vor, sich im Biergarten, das eine oder andere Bierchen schmecken zulassen. Vom vielen erzählen bekommt man Hunger, so wurden die leckersten griechischen Gerichte ständig durch das Lokal getragen.
Nach der Sperrstunde im Biergarten, zog der harte Kern der ehemaligen FLehrl in das Lokal um. Weit nach Mitternacht wurde der Abend dann beendet.
Die einhellige Meinung aller: So ein Treffen muss auf alle Fälle wieder statt-
finden. Wer diesmal leider nicht teilnehmen konnte, vielleicht haben diese Seiten dich,
ja und dich auch neugierig gemacht. Schau einfach beim nächsten Mal vorbei.
Treffen '12
Treffen 2012
Das zweite Treffen nach 45 Jahren
Die 67er von der Sonne verwöhnt, ...
... auf diesen Gedanken könnte man schon kommen.
Bei dem Treffen zum 40. Jahrestag des Lehrzeitbeginnes meinte die Sonne es gut mit den Ex-Flehrl. Auch beim jetzigen Treffen herrschte strahlender Sonnenschein.
Es zog über 40 ehemalige Fernmeldelehrlinge an den Dutzendteich um einen gemütlichen Tag zu verbringen.
Auch wenn der Gastronom etwas durcheinander gebracht hat und auf seine Hinweistafel „Klassentreffen“ schrieb, so fanden doch fast alle sofort in den reservierten Bereich. Nur einige wenige irrten erstmal durch das Lokal. Sollten sie ihre ehemaligen Mitlehrlinge nicht mehr erkannt haben? Vielleicht werden auch die Augen im Alter etwas schlechter. Apropos Alter. Auch wenn es schon 45 Jahre her war, alte Männer saßen ganz bestimmt nicht an den Tischen. Alle sahen noch blendend aus. Kein Wunder sind ja auch schon (fast) alle im verdienten Vorruhestand.
Wie schon beim letzten Treffen, gab es für jeden ein Namensschild. Was sich als sinnvoll erwies. Manch einen hatte man ja seit der Lehrzeit nicht mehr gesehen. Aber dann schnell wieder in Erinnerung gebracht.
Bei Kaffee und Kuchen entwickelten sich die ersten Gespräche. Wobei immer wieder die gleiche Frage zu hören war: „In welcher Gruppe warst Du damals?“
Einige wussten aber nicht mal in welcher Gruppe sie damals waren.
Nach den ersten Bierchen kamen immer mehr Erinnerungen hoch, über unsere schöne Lehrzeit.
Damals sahen viele es aber doch anders.
Es wurde fleißig von Tisch zu Tisch umgesetzt um auch mit jedem ein paar Worte wechseln zu können.
Es war ein sehr schöner kurzweiliger Nachmittag bzw. Abend. Den alle gerne in Erinnerung behalten. Es war nur schade, dass nicht mehr 67er gekommen waren.
Treffen '17
Treffen 2017
Das dritte Treffen nach 50 Jahren
Schee woors widder ...
16. August 1967,
ein denkwürdiger Tag für über 180 Jungs. Vor ein paar Wochen hatten sie ihren allerletzten Schultag und jetzt begann eine neue Zeitrechnung.
Sie starteten ihre Lehre als Fernmeldelehrling.
50 Jahre später ...
16. August 2017, um 12.00 Uhr gab es ein großes Treffen.
In Nürnberg traf man sich in der Gaststätte Bahnhof Dutzendteich. Immerhin 80 ehemalige Fernmeldelehrlinge kamen zu diesem Treffen. Wie schon beim 45-jährigen Treffen hatte das Organisations-Team wieder Namensschilder besorgt. Jeder durfte sein Namenschild beschriften, mit der Vorgabe dies in Normschrift im 75 Grad Winkel zu tun. Für eine Vorlage war natürlich gesorgt. Nachgemessen wurde nicht, dennoch konnte man feststellen, dass es schon sehr lange her war. Den Winkel hatten die wenigsten getroffen. Doch den Sinn erfüllten die Schilder allemal. So gaben Gesichter plus Namen schnell Erinnerungen frei.
12.00 Uhr war für viele erstmal Zeit fürs Mittagessen. Jeder fand einen Platz an den 6er Tischen und bald waren, dank der flotten Servicekräfte, alle mit Essen versorgt. Trotz des guten Essens stieg der Lärmpegel langsam an. Viele sahen sich nach Jahren, manchmal auch Jahrzehnten zum ersten Mal wieder.
Das gab genügend Gesprächsstoff. Schnell wechselte dann das Thema zu der „guten alten Zeit“, sprich unsere Lehrzeit bei der Deutschen Bundespost. Damals waren bestimmt viele anderer Meinung, als heute nach 50 Jahren. Rückblickend lässt sich aber doch sagen, dass wir eine schöne und lehrreiche Ausbildung genossen haben. Unser Lehrherr, sprich die DBP, nahm auch die Fürsorgepflicht für uns noch halbe Kinder sehr ernst. Wie z. B. das wöchentliche duschen und das tägliche warme Mittagessen. Was einigen nicht sonderlich gefiel, der Gang zum Friseur bei zu langen Haaren.
Diese und viele andere Themen über uns Fernmeldelehrlingen wurden ausführlichst diskutiert.
So wurde es ein kurzweiliger und lustiger Nachmittag bzw. Abend.
Viele gingen mit dem Gedanken nach Hause, so ein Treffen der 67er muss es wieder geben.
Schau’n mir mal
Die Flehrl's haben sich viel zu erzählen - kurzer Videobeweis