1. Lehrjahr:
Für die Gruppen neun und zehn begann einmal ein Arbeitstag mit Unterricht in der Preißlerstraße. Anschließend beschlossen wir eigenmächtig, in der Kantine zu frühstücken.
Unsere Lehrwerkstatt war damals noch in der Allersberger Straße.
Das Frühstück wurde etwas ausgedehnt und die Straßenbahn -wie üblich- absichtlich verpaßt.
Als wir unsere Werkstatt erreicht hatten war es schon halbelf vorbei. Ich stellte mir schon vor, wie uns unser Ausbilder Herr A. empfangen würde.
Das hörte sich etwa so an: „Ihr spinnt gwieß“, oder verschärft: „Euch hot gwieß die Sau bissn“. Als wir die Werkstatt betraten war unser Ausbilder nicht da.
Herr B. begrüßte uns: „Da seit ihr ja endlich, habt ihr scho gveschpert?“ Werner S. antwortete geistesgegenwärtig und eiskalt: „naa“. Herr B.: „Also ab, veschpern, in aaner halben Stund seid ihr widder do!“
So kamen wir unverhofft und unverdient zu einem dritten Frühstück und für einen Moment verstand ich die Welt nicht mehr.

3.Lehrjahr, praktischer Einsatz Sprechstellenbau:
Während unserer Werkstattausbildung hatten wir bereits eine Vorwählerschaltung kennengelernt und dabei erfahren, dass zur Steuerung der Drehwähler ein Relaisunterbrecher (RU) nötig war. Unser Ausbilder erzählte uns, dass es auch einen Motorunterbrecher (MU) gibt, der bei der Deutschen Bundespost aber wenig gebräuchlich ist, deshalb auch nicht gezeigt werden kann.

Wir sollten halt mal gehört haben, dass es so etwas gibt.
Einige Zeit später mußten wir im praktischen Einsatz einmal eine außenliegende Nebenstelle des Polizeipräsidiums Fürth einrichten. Dazu waren Schaltarbeiten in der großen Nebenstellenanlage notwendig.
Aus irgendeinem Grund ließ uns unser Ausbilder alleine im Raum der Anlage und wir schauten uns neugierig um, eine so große Nebenstellenanlage mit Hebdrehwählern hatten wir noch nicht gesehen.
Mein Kollege H.Sch. entdeckte im Gestellrahmen der Anrufsucher ein Kästchen mit der Aufschrift MU, also einen Motorunterbrecher. Natürlich wurde sofort das Gehäuse abgezogen. Nachdem wir eingehend die Wirkungsweise des MU studiert hatten, wollte ich die Abdeckung wieder aufschieben. Ich muß wohl die Führung verfehlt haben, denn es gab einen fürchterlichen Knall, einen Kurzschluß. Danach war es eigenartig still im Raum.
Uns war sofort klar, dass kein Anrufsucher mehr funktionierte und damit kein abgehendes Gespräch im ganzen Polizeipräsidium mehr möglich war. Wir suchten fieberhaft die entsprechende Sicherung und noch bevor wir sie gefunden hatten, kam unser Ausbilder zurück. Das Mißgeschick war nicht mehr zu vertuschen, zumal im Hause die Störung bereits bemerkt worden war.
Die Sache ging relativ glimpflich aus, unser Ausbilder erklärte den Verantwortlichen den Hergang.
Mit je einer Fünf in Führung und Fertigkeiten im Wochenbericht war die Angelegenheit erledigt.

 

Seite 21 von 62

Zum Seitenanfang